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Ich bin Regisseurin und lebe in Berlin. Meine Eltern kamen in den 80er Jahren aus Vietnam über ein Ausbildungsprogramm in die damalige Tschechoslowakei nach Europa. Nach ihrer Ankunft mussten sie jedoch feststellen, dass sie als Vertragsarbeiter*innen angestellt wurden und nicht wie vereinbart eine Ausbildung erhalten haben. Kurz nach der Wende flohen meine Eltern, zu dieser Zeit war meine Mutter schwanger mit mir, durch den Bayrischen Wald nach Deutschland. Ich wuchs bis zum Grundschulalter im Asylheim in München auf. In meinen künstlerischen Arbeiten verarbeite ich prägende Momente meiner Biographie als asiatisch-diasporische Person in Deutschland.

Für mich als Regisseurin war es sehr besonders ein Team auf die Beine zu stellen, das fast ausschließlich aus Mitglieder*innen der vietnamesischen Community besteht. Es war wunderschön zu sehen wie viele Talente es in unserer Community gibt und diese gebündelt zusammen zu erleben. Zum ersten Mal habe ich ein Set verlassen, an dem ich angstfrei arbeiten konnte und mich nicht erklären musste. Alle Beteiligten haben viel Herzblut in das Projekt gesteckt und der Austausch untereinander hat uns allen sehr viel gegeben und empowert genauso weiterzumachen und uns nicht unterkriegen zu lassen. Mir war es wichtig, dass wir bezüglich Identitätsarbeit nicht nur nostalgisch zurückblicken sondern auch entschieden nach vorne. Sehr lange und immer noch viel zu oft müssen wir viel Energie darauf verwenden uns in sehr weißen Strukturen zu behaupten, dass wir oft noch nicht mal wissen welche Position wir innerhalb der Community innehaben.

Meine erste Sprache war Vietnamesisch. Im Laufe meines Lebens wurde es durch die Deutsche Sprache sozusagen geplättet. Ich erinnere mich daran, dass ich mit meiner Mutter als Kind viele Kinderlieder gesungen habe. Zum Beispiel: Rửa Mặt Như Mèo, Bắc Kim Thang oder Cả Nhà Thương Nhau. Als ich das erste Mal in Schulferien in Vietnam war hörte ich immer gerne Vietpop und hatte viel Spaß dabei die Texte zu entschlüsseln. Ein Lied das an meinem 1. Geburtstag von einem alten Freund der Familie gesungen wurde, ist mir bis heute sehr ans Herz gewachsen: Hát cho người nằm xuống von Trịnh Công Sơn. Glücklicherweise gibt es von dieser Performance eine Videoaufnahme, die ich mir immer noch sehr gerne anschaue.