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Ich bin im niederbayerischen Deggendorf geboren und aufgewachsen. Mein Vater kam damals als Gastarbeiter in die DDR und zog nach dem Mauerfall nach Bayern, wo er meine Mutter kennenlernte, die zu dem Zeitpunkt noch im Asylantenheim wohnte. Als ich in die erste Klasse kam eröffneten meine Eltern ein Restaurant, in dem ich schon früh arbeitete und viel Verantwortung übernahm. Nach meinem Abitur absolvierte ich eine Ausbildung als staatlich geprüfte Fremdsprachenkorrespondentin für die Sprachen Englisch und Französisch und machte anschließend meinen Bachelor in International Cultural and Business Studies in Passau. Außerdem studierte ich ein Semester in Spanien an der Universidad de Sevilla. Danach zog ich für ein Praktikum am Goethe-Institut Hanoi nach Vietnam. In meiner Zeit dort lernte ich mich selbst besser kennen und beschäftigte mich zum ersten Mal intensiv mit meinen Wurzeln und meiner viet-deutschen Identität. Für mein Master-Studium an der Humboldt Universität zog ich im Winter 2020 schließlich nach Berlin. Ich bin eine weltoffene Person, die stets Lust hat Neues auszuprobieren. Meine Offenheit und Neugierde zieht sich durch alle Lebensbereiche: ob das Reisen in verschiedene Länder, mein breitgefächerter Musikgeschmack, das Nachkochen landestypischer Spezialitäten oder das große Interesse an Kulturen und am Erlernen unterschiedlicher Sprachen. 

Dieses Projekt liegt mir sehr am Herzen, weil es mir dabei hilft, mich noch eindringlicher mit meiner viet-deutschen Identität auseinanderzusetzen. Die Gespräche und der Austausch mit anderen Viet-Deutschen über ihre Kindheit und Erfahrungen schaffen einen unglaublichen Mehrwert. Es ist ein Projekt von uns für uns, weil wir uns mit unserer Identität beschäftigen und uns Fragen stellen wie: Wo komme ich her? Wo will ich hin? Warum bin ich so, wie ich bin? Inwiefern hat mich das Aufwachsen zwischen zwei Kulturen zu der Person gemacht, die ich heute bin? Ich bin der Meinung, dass Erziehung einen großen Einfluss auf unsere Persönlichkeit hat. Das Aufwachsen als Viet-Deutsche bietet dabei viele Chancen, aber auch Herausforderungen und Konflikte. Dieses Projekt beleuchtet unterschiedliche Perspektiven, sorgt für den Austausch zwischen den Generationen und gegenseitiges Verständnis.

Ich habe mich lange Zeit überhaupt nicht mit vietnamesischer Musik auseinandergesetzt. Die Musik, die meine Eltern hörten und die auf Karaoke-Feiern abgespielt wurde, nahm ich immer als sehr kitschig und viel zu laut wahr. Inzwischen hat sich meine Einstellung zur vietnamesischen Musik jedoch geändert und ich entwickle immer mehr Interesse daran, Musik in meiner Muttersprache zu hören. Musik ist eine schöne Art und Weise seine Gefühle darzustellen und ist oft mit bestimmten Emotionen und Erinnerungen verbunden. Das Lied Đi Đu Đưa Đi von Bích Phượng erinnert mich beispielsweise immer an meine Zeit in Vietnam, weil dieses Lied 2019 in Hanoi rauf und runter lief. Karaoke-Klassiker wie Hãy Về Đây Bên Anh von Duy Mạnh oder Mưa Phi Trường - Chợt thấy em khóc von Lam Trường erinnern mich immer an die letzte Vietnam-Party, wo alle viel zu viel trinken und betrunken einen Song nach dem andern schief nachträllerten. Meine Eltern haben früher auch viele Lieder von Như Quỳnh (Người Tình Mùa Đông) gehört.