Springe direkt zu Inhalt

Projektnomadin

Kahl: Analyzing Affective Societies

Kahl: Analyzing Affective Societies


Laut Duden ist ein Nomade ein „Angehöriger eines [Hirten]volkes, das innerhalb eines begrenzten Gebietes umherzieht“. Mit Tieren hatte das für die erste Laufzeit entwickelte Format der "Projektnomadin" jedoch nichts zu tun. Vielmehr bestand ihre Aufgabe - und deshalb wurde die Bezeichnung "Nomadin" gewählt -  darin, sich in steter Wanderschaft durch die einzelnen Teilprojekte des SFBs zu bewegen. Die Projektnomadin war bei Teilprojekt-Besprechungen anwesend, während Interviewleitfäden entwickelt, Kriterien zur Materialauswahl und Datenkorpus-Zusammenstellungen besprochen, erhobene Daten und Materialien in Gruppen gemeinsam gesichtet und analysiert oder in den interdisziplinären Themengruppen theoretische Begriffe diskutiert wurden. Zu ihren Aufgaben gehörte es, die Reflexion über methodische Vorgehensweisen anzuregen sowie die im SFB zur Anwendung kommenden Verfahren, Techniken, Methoden, Konzeptualisierungen und methodischen Herausforderungen zusammenzutragen und im Gesamtverbund zu kommunizieren. Sie unterstützte den projektübergreifenden methodenbezogenen Austausch sowie den Austausch über die in den Projekten erhobenen Daten und Materialien im gesamten SFB, um auf diese Weise sowohl die praktische Zusammenarbeit als auch die Methodenentwicklung mitzugestalten. Durch ihre kontinuierliche Wanderschaft durch alle Teilprojekte war es ihr möglich, frühzeitig auf sich entwickelnde Schnittstellen zwischen den Teilprojekten aufmerksam zu machen und so die Verschränkung der einzelnen Projekte zu stärken.Auf ihrer Wanderschaft schaute die Projektnomadin den Forschenden nicht nur beim Forschen über die Schulter, sondern war auch dabei, wenn in interdisziplinären Zusammensetzungen über die jeweils disziplinäre Forschung gesprochen und diskutiert wurde. Dies ermöglichte wissenschaftsethnographische Einsichten in das praktische Funktionieren von Wissenschaft im Verbund. Insgesamt war es also das Ziel dieses „nomadischen Verfahrens“, die Vorgehensweisen in den unterschiedlichen Disziplinen vergleichend zu beobachten, internen Wissenstransfer und Austausch zu unterstützen, Einsichten in das praktische Funktionieren von Wissenschaft im Verbund zu generieren und zur projektübergreifenden Entwicklung von integrativen Methoden der Affekt- und Emotionsforschung beizutragen. In der Rückschau auf die erste Laufzeit kann die Arbeit der Projektnomadin und die erstmalige Einrichtung eines solchen neuartigen Formats als ein großer Erfolg gewertet werden, der sich sowohl in der gemeinsamen Verständigungskultur des SFB als auch in dem von Antje Kahl herausgegebenen Band Analyzing Affective Societies (2019) niederschlägt.