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Diệu Linh ist Co-Gründerin und Geschäftsführerin bei VLab Berlin. In Hà Nội geboren und in Süddeutschland aufgewachsen, studierte sie Moderne Süd- und Südostasienstudien in Berlin, Seoul und Hà Nội. Das Bachelorstudium in International Cultural and Business Studies absolvierte sie an der Universität Passau. Zuvor baute sie mit ihrer Familie einen Gastronomiebetrieb auf und arbeitete dort als stellvertretende Geschäftsführerin. Bei der Metro AG Vietnam, dem Bayerischen Staatsministerium für Wirtschaft und Medien, Energie und Technologie u.a. sammelte sie weitere praktischen Erfahrungen. Darüber hinaus ist sie Knowledge Transfer Associate im Sonderforschungsbereich 1171 Affective Societies der Freien Universität Berlin und Gründungsmitglied des Vietnam-Germany Innovation Network.

Das Projekt hat für mich mehrere Bedeutungsebenen. Persönlich hatte ich die Möglichkeit mit dem Projekt die vielschichtigen Narrative unserer viet-deutschen Communities - die auch ein Teil meiner eigenen Identität sind - sichtbarer zu machen und somit das homogenisierte Bild “der Vietnamesen” - eine Fremdzuschreibung der Mehrheitsgesellschaft - zu dekonstruieren. Zudem eröffnete mir das Projekt auch die Gelegenheit mit einer neuen Generation von talentierten und selbstbewussten viet-deutschen Kulturschaffenden und führenden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern in ihren Disziplinen zusammen zu arbeiten und insofern an der viet-deutschen Geschichtsschreibung aktiv mitzuwirken. Auf der professionellen Ebene konnte mit dem Projekt die Schnittstelle zwischen Gesellschaft und Wissenschaft gestärkt werden. Dies ist ein bedeutender Meilenstein für VLab seit unserer Gründung im Jahr 2017, da wir nun mit dem SFB 1171/FU eine weitere exzellente Bildungsinstitution als Ally/Partner gewinnen konnten. Meiner Meinung nach sollte in der Spitzenforschung im Idealfall die Rückkopplung zwischen Wissensproduktion und Gesellschaft Hand in Hand erfolgen, da sonst die Gefahr der Entfremdung - Stichwort „Elfenbeinturm” besteht.

Mein Bezug zur Viet Musik war nicht immer durchgehend positiv und mein Wissen über vietnamesische Musik ist leider eingeschränkt. Als Jugendliche habe ich sie abgelehnt, weil ich die Texte und ihre Visualisierung oft kitschig, rührselig-sentimental gar für „backward" hielt. Je älter ich wurde, desto offener war ich für meine vietnamesische Seite. Ich entdeckte alte Songs wie (Mùa thu Hà Nội, Cát bụi, Bèo rạt mây trôi), Performer*innen (Hồng Nhung, Khánh Ly, Mỹ Linh, Thanh Hoa) und Komponisten (Trịnh Công Sơn, Phạm Duy) mit denen ich mehr anfangen konnte. Die Songs und Interpretationen versetzen mich zurück in Momente meiner Kindheit in Hà Nội und Gesprächsfetzen mit meinen Eltern. An die Paris by Night Video Kassetten kann ich mich auch lebhaft erinnern. Anfang der 90er Jahre waren sie für meine Familie und viele andere Familien in der Diaspora das einzige kulturelle Angebot zu Vietnam, was man zu jener Zeit bekommen konnte. Auch wenn ich die Darstellungen damals als kitschig und überromantisiert fand, haben wir sobald eine neue Episode der Variete-Show auf Kassette rauskam sofort konsumiert. Das gemeinsame Schauen der Videos wurde zu einer Art Familien/Community Ritual. Familien und Freunde kamen zusammen, um die Videos gemeinsam anzuschauen. Es half uns unser Heimweh/unsere Sehnsüchte nach Vietnam für eine kurze Zeit zu stillen. In den letzten Jahren entdeckte ich außerdem einige wahnsinnig talentierte Contemporary Vietnam-based Musiker*innen z.B. Limebocx mit Trang Chuối, Suboi, Lê Cát Trọng Lý, Ngọt.