Rhetoriken der Sentimentalisierung und die Zerstörung von Weltkulturerbe vor dem Internationalen Strafgerichtshof
Bens, Jonas – 2017
Im Fall The Prosecutor v. Ahmad Al Faqi Al Mahdi hat der Internationale Strafgerichtshof (IStGH) zum ersten Mal über die Zerstörung von Weltkulturerbe als Kriegsverbrechen verhandelt. Zentral war dabei die Bestimmung des Verhältnisses von Dingen und Menschen. Auf Grundlage einer während den Verfahren durchgeführten ethnographischen Gerichtssaalstudie und informiert von der Affekt- und Emotionsforschung, identifiziert dieser Artikel die rhetorische Praxis der Sentimentalisierung von Menschen und Dingen als einen entscheidenden Prozess der rechtlichen Bedeutungsherstellung. Durch Sentimentalisierung produzieren alle Parteien des Verfahrens durch ihre Rhetorik normative Arrangements von Körpern, indem die relevanten Personen, Dinge, und anderen Entitäten durch die Zuschreibung von Emotionen qualitativ unterschieden und affektiv zueinander ins Verhältnis gesetzt werden. Sentimentalisierungen bieten affektivemotionale Rahmen innerhalb derer der Grad von Schuld und Unschuld, Gerechtigkeit und Ungerechtigkeit beurteilt werden kann. The Prosecutor v Ahmad Al Faqi Al Mahdi’ was the first case before the International Criminal Court (ICC) that dealt with the destruction of cultural heritage as a war crime. In this case, the relationship of persons and things was central. Based on courtroom ethnography conducted during the proceedings, and informed by affect and emotion research, this article identifies the rhetorical practice of sentimentalizing persons and things as a key process of legal meaning making. Through sentimentalizing all parties rhetorically produce normative arrangements of bodies by attributing emotions to the relevant persons, things and other entities and thus qualitatively differentiating them, and by affectively arranging and relating them to each other. Sentimentalizing provides an affective-emotional frame in which to assess guilt and innocence, justice and injustice.