Hintergrund: Die Risikofaktoren für die psychische Gesundheit asiatischer Migranten wurden fast ausschließlich in den USA, Kanada und Australien untersucht, nicht aber in europäischen Ländern. Daher wollten wir soziodemografische, klinische und migrationsbedingte Faktoren identifizieren, die mit psychischen Problemen bei vietnamesischen Migranten in Deutschland in Verbindung stehen. Methode: 305 vietnamesische Migranten, die die erste vietnamesische psychiatrische Ambulanz in Deutschland nutzten, füllten bei der Aufnahme das Brief-Symptom-Inventory 18 (BSI-18) sowie einen Fragebogen zu 22 potenziellen psychischen Gesundheitsdeterminanten aus. Mithilfe eines multiplen linearen Regressionsmodells wurden diejenigen soziodemografischen, klinischen und migrationsbezogenen Faktoren identifiziert, die signifikant mit dem Global Severity Index (GSI) des BSI-18 zusammenhängen. Ergebnisse: Die Faktoren Arbeitslosigkeit (B = -6,32, p = 0,014), finanzielle Probleme (B = -10,71, p < 0,001), keine oder nur geringe religiöse Einbindung (B = -3,23, p = 0,002), kein psychiatrischer Vorkontakt (B = -7,35, p = 0. 004), frühere Migrationserfahrungen (B = 8,76, p = 0,002) und wahrgenommene Diskriminierung (B = 6,58, p = 0,011) erhöhen den Grad der psychischen Belastung nach dem BSI-GSI signifikant. Schlussfolgerung: Auf der Grundlage dieser Ergebnisse konnten wir ein psychisches Risikoprofil für vietnamesische Migranten in Deutschland erstellen, das darauf abzielt, Kandidaten für psychiatrische Probleme früher zu erkennen und ihnen maßgeschneiderte Präventions- und Therapiemöglichkeiten anzubieten.