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Lina O. Nguyen

Lina Oanh Nguyen (sie/ihr) ist freischaffende Bühnenbildnerin und Szenografin. Sie studierte Bühnenbild an der Universität der Künste Berlin, sowie an der Eesti Kunstiakadeemia Tallinn. Als freie Bühnen- und Szenenbildnerin arbeitete sie für zahlreiche Theater- und Filmprojekte, z.B. am Theater Lübeck, Neuköllner Oper, Schaubude Berlin, BAT oder für Tele5, DffB, MET Berlin. Ferner führte ihre Arbeit sie auch an Häuser wie z.B. die Volksbühne Berlin, Schauspielhaus Bochum, Staatsoper Hamburg und das HAU Berlin.

Ich habe mich darüber gefreut, mit so vielen verschiedenen Menschen zusammen zu arbeiten. Denn trotz dessen, dass wir mit dem Bezug zur vietnamesischen Diaspora eine Gemeinsamkeit haben, gibt es viele unterschiedliche Hintergründe und Geschichten zu erzählen. Ich finde es wichtig, nicht zu vergessen, dass eine sogenannte „Community“ niemals homogen, sondern sehr divers ist und wir uns alle gegenseitig unterstützen und fördern können. Das geht nur, wenn wir uns öffnen, verletzlich machen und sich zeigen können - ohne Angst vor Ablehnung. Je sichtbarer generationsübergreifende Diaspora wird, desto mehr Verständnis und Interesse kann Menschen ermöglicht werden, die momentan vielleicht noch fremdeln - egal ob nun weiß oder selbst mit nichteuropäischen Wurzeln. Insofern hoffe ich, dass es nicht nur ein Projekt für „uns“ ist und dass diese gemeinsame Arbeit zu einer allseitigen Öffnung beiträgt. Abgesehen davon hat die Arbeit im Team auch einfach sehr viel Spaß gemacht und das Thema kam meiner eigenen künstlerischen Recherche zu Nhạc Vàng sehr gelegen.

Was moderne vietnamesische Musik betrifft, kenne ich mich leider noch nicht so gut aus, aber „Got You“ von Mỹ Anh war in meiner letztjährigen Topliste. Wenn ich aber ein Lied nennen müsste, das mir am präsentesten ist und bei mir unbestimmte sentimentale Gefühle auslöst, ist es „Ngày Sau Sẽ Ra Sao“ von Hoàng Oanh. Meine Eltern waren immer etwas zu schüchtern für Karaoke, aber in meiner Kindheit hatte vor allem mein Vater viele selbstaufgenommene Musikkassetten gehört. Das hat mit den Jahren leider stetig abgenommen, aber obwohl mir die Texte nicht geläufig sind, kann ich mich immer noch an viele Melodien erinnern, die vor allem Trịnh Công Sơn komponiert hat. Wenn ich bei meinen Eltern zu Besuch bin, tun sie manchmal etwas beschämt und irritiert, wenn ich nun selbst vietnamesische Musik von vor 75 auflege. Erfahrungsgemäß treibt die Stimme von Khánh Ly den meisten Familienmitgliedern meiner diasporischen Eltern- und Großelterngeneration Tränen in die Augen. Das kann ich auf seltsame Art und Weise mitfühlen, auch wenn ich nicht alles verstehe. Mein Vater bevorzugt jedoch die Stimme von Lệ Thu und hat wieder angefangen, mehr Musik zu hören - mittlerweile via YouTube.