Springe direkt zu Inhalt

Projektbeschreibung:

In den letzten Jahrzehnten hat die Sorge um gefährdete Tierarten auf der ganzen Welt zugenommen. Der Konsum spezifischer Tierarten, wie beispielsweise Wildfleisch oder Walfang provoziert kulturelle Konflikte, bei denen die Verteidiger traditioneller Praktiken oft auf internationale NGOs treffen. Die Konflikte über den Schutz oder den Konsum von Wildtieren verbinden drei Kernbereiche gegenwärtiger anthropologischen Forschung: Moralökonomie, Globalisierungsprozesse sowie Mensch-Tierverhältnisse. Der vorliegende Forschungsantrag untersucht diese drei Themen unter Berücksichtigung der Moralökonomie als zentrale Dimension. Das Verhältnis von Schutz und Konsum von Wildtieren wird unter besonderer Bezugnahme auf die emotionalen Beziehungen zu Wildtieren der unterschiedlichen Akteure betrachtet. Insbesondere ist von Interesse, wie die Emotionen mit den materiellen Lebensbedingungen dieser Gruppen verknüpft sind.Die Thematik wird anhand einer ethnographischen Fallstudie zum internationalen Handel von Seepferdchen auf Madagaskar bearbeitet. Madagaskar gilt als "Hotspot der Biodiversität", während China häufig die Gefährdung unterschiedlichsten Tierarten, unter anderem auch Seepferdchen für den kulinarischen und medizinischen Konsum, vorgeworfen wird. Entlang der internationalen Handelswege von Seepferdchen soll untersucht werden, wie unterschiedliche Akteure im Seepferdchenhandel, Seepferdchenkonsum oder Seepferdchenschutz involviert sind. Im Interesse steht die jeweilige emotionale Bedeutung der Tiere für madagassische Fischer, chinesische Händler und traditionelle chinesische Medizinärzte, Konsumenten sowie Vertreter internationaler Naturschutz-NGOs. Am Beispiel des internationalen Seepferdehandels können die materiellen, politischen und menschlichen Bedingungen unterschiedlicher Formen von Mensch-Tierbeziehung sichtbar gemacht und Globalisierungsprozesse auf der Ebene individueller Emotionen untersucht werden.