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Podiumsdiskussion "Geschichte als Geistergeschichte" mit Fabian Bernhardt

Fabian Bernhardt wird am 14.03.2023 im Literarisches Colloquium Berlin mit Schriftstellerin Katharina Döbler Teil einer Podiumsdiskussion über das affektive Nachleben kolonialer Gewalt sein. Es handelt sich dabei um eine Begleitveranstaltung zur letzten Ausgabe des Mittelweg 36.

News vom 06.03.2023

Die Moderne kennt viele Versprechen. Eines davon lautet, dass man sich trotz vieler gesellschaftlicher Missstände auf dem Weg zu einer besseren Zukunft befinde. Fest verbunden mit diesem Selbstbild ist ein normatives Gebot des Gewaltverzichts, das zumindest eine Gesellschaft mit geringstmöglicher Gewalt verspricht. Die Glaubwürdigkeit dieses Versprechens steht heute oftmals in Frage – von #MeToo oder Black Lives Matter über Kontroversen zur Kolonialvergangenheit bis hin zur Auseinandersetzung darüber, wie sich ›der Mensch‹ angesichts von Klimawandel und Umweltfragen in seiner eigenen Zerstörungsmacht angemessen begreifen kann.

Ein Heft des ›Mittelweg 36‹, der Zeitschrift des Hamburger Instituts für Sozialforschung, macht diese wachsenden Sensibilitäten für alltägliche Gewaltsamkeiten des sozialen Zusammenlebens zum Thema. Warum die Geschichte Moderne auch als eine Geistergeschichte betrachtet werden kann, in der die Lebenden immer wieder von den Toten der Vergangenheit heimgesucht werden, beschreibt der Philosoph Fabian Bernhardt. Dessen Überlegungen zum affektiven Nachleben kolonialer Gewalt, die er in Auseinandersetzung mit Toni Morrisons Roman »Menschenkind« (Ü: Helga Pfetsch u. Thomas Piltz, Rowohlt, 2019) anstellt, bilden ein Zentrum des Abends. Ein zweiter Ausgangstext der Diskussion ist der Roman »Dein ist das Reich« (Claassen, 2021) der Berliner Autorin Katharina Döbler, anhand dessen auch der Frage nachgegangen werden soll, wie diese Themen mit Mitteln der Literatur beschrieben werden können und welch andere Erkenntnismöglichkeiten der literarische Schreibprozess bietet.

Der Soziologe und Herausgeber des Heftes, Eddie Hartmann, diskutiert mit Katharina Döbler und Fabian Bernhardt, warum die Glaubwürdigkeit des modernen Versprechens des Gewaltverzichts auch von unserem gesellschaftlichen Umgang mit kolonialer Gewalt abhängt.

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