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"UNTER UNS von Geistern, Dschinns und Monstern" Folge 2: Monster; Fabian Bernhardt im Gespräch mit Şeyda Kurt

20.12.2024 | 20:00 c.t.

Unser Kollege Dr. Fabian Bernhardt ist Philosoph und Autor. Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehört der Umgang mit schlimmen Vergangenheiten, Schuld, Unrecht und Gewalt sowie das Thema Spuk in der deutschen Geschichte. In der zweiten Folge seiner Gesprächsreihe UNTER UNS spricht er mit der Autorin, freien Journalistin und Moderatorin Şeyda Kurt. 

Von Behemoth bis Godzilla, von King Kong und Gollum bis hin zur Hydra und Dragoran – Monster durchziehen das kulturelle Imaginäre. Es gibt schreckliche Monster und niedliche, fiktive und reale. Es gibt eine Politik der Gewalt, die bestimmte Subjekte oder Gruppen zu Monstern erklärt, um sie besser beseitigen zu können. Was aber sind Monster eigentlich? Und was ist das Monströse? Das „monstrum“ im Lateinischen war nicht nur Scheusal, sondern auch Mahnung und Zeichen. Zwei Tätigkeiten, monstrare „zeigen“ und monēre „erinnern, mahnen, warnen“, stehen an seinem Anfang. Was zeigt das Monströse? Gerade das, was in einer Gesellschaft nicht gesehen werden soll, was unsichtbar gemacht wird, das (vermeintlich) Hässliche und Böse. „Der Begriff des Monsters“, erklärt Michel Foucault, „ist im wesentlichen ein Rechtsbegriff […], denn das Monster ist durch die Tatsache definiert, dass es qua Existenz und Form nicht nur eine Verletzung der gesellschaftlichen Gesetze darstellt, sondern auch eine Verletzung der Gesetze der Natur.“ Monströs nennen wir, was in extremer Weise von der Norm – dem Gesetz, der Grenze – abweicht, sie verletzt und in Frage stellt. Ein Affe so groß wie ein Hochhaus, ein Hund mit drei Köpfen, eine Löwin mit menschlichem Antlitz. Wo es keine Normen gibt, da gibt es auch keine Monster; beziehungsweise alles wäre monströs. Der Traum von der Abschaffung der Arten ist der glückliche Traum einer Welt, in der sich mit den Gattungsgrenzen auch der Begriff des Monströsen auflöst. Solange diese und andere Grenzen aber noch Bestand haben, kommen wir um eine Kritik des Monströsen nicht herum. Wie können wir die wirklichen Monster von den imaginären unterscheiden? Welche Monster müssen wir fürchten und welche fürchten uns? Und schließlich: Wie sollen wir umgehen mit dem Monster in uns?

Zeit & Ort

20.12.2024 | 20:00 c.t.

Roter Salon, Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz