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2020-2021: Affective Publics – Places, Networks, Media

Prof. Birgitt Röttger-Rössler / Prof. Margreth Lünenborg

Das Tandem im Wintersemester 2020/21 und dem Sommersemester 2021 bestand aus der Kommunikationswissenschaftlerin Margreth Lünenborg und der Sozial- und Kulturanthropologin und Sprecherin des SFB Birgitt Röttger-Rössler. Im Mittelpunkt der Arbeit standen Fragen nach der sich wandelnden Struktur und Beschaffenheit von Öffentlichkeiten – sowohl in unterschiedlichen Konfigurationen physischer Kopräsenz als auch in mediatisierten und digital vernetzten Formen. Knüpften westliche Diskurse lange Zeit primär an normative Konzepte von Öffentlichkeit im deliberativen Verständnis von Habermas an, so erscheint ein solches am rationalen Austausch von Argumenten orientiertes Konzept unter den Bedingungen vielstimmiger und oftmals chaotisch wirkender digitaler Netzwerkkommunikation längst obsolet. Zugleich stand ein dichotomes Verständnis von Privatheit und Öffentlichkeit aus sozialanthropologischer Sicht bereits lange vor der Etablierung digitaler Kommunikationsstrukturen in der Kritik, da es das komplexe Zusammenwirken von Verborgenem, Geheimem, Privatem und Öffentlichem nicht angemessen beschreiben kann.

Vor diesem Hintergrund haben wir uns u.a. im Rahmen der Lecture Series "Affective Publics" damit auseinandergesetzt, wie sich zeitgenössische Konzepte von Öffentlichkeit entwerfen und affekttheoretisch fassen lassen. Welche Rolle spielen Empörung und Angst, aber auch Solidarität und Zusammengehörigkeit beim Entstehen von Öffentlichkeiten? Wer erhält agency in diesen Formationen des Öffentlichen? Wie werden durch das Aufkommen multipler Öffentlichkeiten bestehende Institutionen herausgefordert? Welche Inklusions- und Exklusionsprozesse gehen damit einher? Wie sind diese mit Geschlechterverhältnissen verschränkt? In unterschiedlichen Formaten des Austauschs haben wir uns mit transnationalen Influenzer:innen ebenso wie mit digitalen Medienpraktiken von Diaspora communities und deren jeweiligen affektiven Registern beschäftigt; wir haben aber auch auf Formationen des Öffentlichen außerhalb „des Westens“ geschaut und gefragt, inwieweit Öffentlichkeit als ein travelling Western concept gesehen werden kann, das andere soziale und politische Konstellationen herausfordert sowie durch diese herausgefordert wird. Wir haben die in zahlreichen politischen Bewegungen der Gegenwart (z.B. im „Arabischen Frühling“) deutlich gewordene Verknüpfung von virtueller Vernetzung und physischer Kopräsenz an öffentlichen Plätzen thematisiert und last but not least den Blick auf algorithmic publics, d.h. auf die formierende Kraft von Technologie und ihre ökonomischen ebenso wie politischen Triebkräfte gerichtet. 

Prof. Birgitt Röttger-Rössler wurde am Institut für Sozial- und Kulturanthropologie vertreten durch:

Dr. Rosali Stolz
Landoltweg 9-11
14195 Berlin
Raum 105
rosalie.stolz@fu-berlin.de

Prof. Margreth Lünenborg wurde am Institut für Publizistik und Kommunikationswissenschaft vertreten durch:

Dr. Anna Antonakis
Garystr. 55
14195 Berlin
Raum 205
anna.antonakis@fu-berlin.de