Affektive Resonanzen durch Sprache und Text
Laufzeit: Wintersemester 2016/17 - Sommersemester 2017
Im zweiten Tandem arbeiten eine Literaturwissenschaftlerin und ein Soziologe zum Problemkomplex der affizierenden Kraft von Sprache und Texten in der Konstitution von Zugehörigkeit und Zugehörigkeitsgefühlen. Gerade das Ziel des SFB, verstärkt noch nicht semantisierte affektive Dynamiken in den Blick zu nehmen, rückt die Frage der affizierenden Wirkung von Sprache und Text in ein neues Licht. Aus dieser Perspektive wird Affektivität nicht ausschließlich als immer schon sprachlich-diskursiv geprägt verstanden, sondern umgekehrt soll die besondere Kraft von Sprache nun durch den Rekurs auf ihre affektive Wirksamkeit expliziert werden. Sprache und Text wiederum sind keine bloßen Repräsentationen von Emotionen, sondern genuin affektives Handeln, das eigenes Erleben (mit)konstituiert und Resonanzräume mit anderen Akteuren etabliert.
Dieses Verständnis soll in der Tandemkooperation theoretisch und methodisch vor allem mit Blick auf Zugehörigkeiten ausgearbeitet werden, und zwar für gesprochene Sprache und ihr Vermögen, in (para)sozialen Interaktionen affektive Dissonanzen oder Konsonanzen zu erzeugen sowie für unterschiedliche Textsorten als Konstituenzien von öffentlichen und politischen Diskursen, in denen Zugehörigkeit verhandelt wird. In vielen Teilprojekten des SFB sind Sprache und Text sowohl als Gegenstände wie auch als methodische Vorgehensweisen zentrale Bezugspunkte, so dass eine Ausarbeitung, die sozial- und kulturwissenschaftliche Perspektiven zusammenführt, ein wichtiges Desiderat ist. Dazu kann die Literaturwissenschaft wesentliche methodische und theoretische Kompetenzen bspw. in Bezug auf die rezeptionsästhetische Wirksamkeit von Sprache beisteuern. In der Soziologie existiert mit der Wissenssoziologie ein Paradigma, in dem Sprache sowohl methodisch als auch sozialtheoretisch zentral ist.
Tandem 2 kann auf eigene interdisziplinäre Vorarbeiten am ehemaligen Cluster Languages of Emotion zurückgreifen, die etwa die Wirkung rhetorischer Figuren, die Lautphysiognomie in der künstlerischen Sprachproduktion oder die affektive Konnotation von sozialen Konzepten untersucht haben.