Rezension: Arlie Russell Hochschild: Strangers in their own Land.
Bens, Jonas – 2017
Seien wir ehrlich: Die meisten Anthropolog*innen in Europa und Nordamerika, auch dieser Autor, sind linksliberale, kosmopolitische Menschen. Es entzieht sich regelmäßig dem Verständnis meiner Kolleg*innen und mir, wie Menschen dazu kommen, sich an politischen Projekten wie dem "Brexit" zu beteiligen, für "Obergrenzen" zu werben, gegen "l'invasion migratoire" zu kämpfen, "Nederlands weer van ons" zu fordern oder zu behaupten, "Amerika wieder groß zu machen". Die Vorstellung, für Nigel Farage, Frauke Petry, Marine Le Pen, Geerd Wilders oder Donald Trump zu stimmen, ist für uns Liberale geradezu abstoßend. Wenn wir Anthropolog*innen ehrlich zueinander sind, müssen wir vielleicht zugeben, dass es uns wahrscheinlich viel leichter fällt, die kulturellen Feinheiten der Forschungspartner*innen von Trobriand, Nuer oder Yanomami zu verstehen als die der politischen Rechtsextremen in ihren eigenen Gesellschaften. Und die meisten Anthropolog*innen, mich eingeschlossen, haben wahrscheinlich auch kein großes Verlangen, sich in sie einzufühlen.