The politisation of secular mindfulness - Extinction Rebellion's emotive protest practices
Sauerborn, Elgen – 2022
Die Umweltbewegung Extinction Rebellion (XR) setzt bei ihren radikalen Protesten gegen den Klimawandel nicht nur auf zivilen Ungehorsam, sondern auch auf Narrative und Praktiken der Achtsamkeit. Zu den internen Richtlinien gehören zahlreiche standardisierte und achtsamkeitsbasierte emotionale Gebote und Techniken, die das Wohlbefinden des Einzelnen im Sinne eines nachhaltigen Zusammenlebens fördern. Während soziologische Kritiken der Achtsamkeit vor allem deren Tendenz zur Entpolitisierung, Privatisierung und Erhöhung der individuellen Verantwortung verurteilt haben, wirft die neuartige politische Rezeption von XR zahlreiche Fragen auf. Anhand einer qualitativen Analyse öffentlicher Dokumente und der Regeln der Bewegung wird in diesem Artikel untersucht, inwieweit die Achtsamkeit, die für ihre individualistische Ausrichtung kritisiert wurde, in einem politischen Kontext eingesetzt werden kann. Diese Analyse wirft ein Licht auf die oft widersprüchlichen Folgen für XR und die Achtsamkeit selbst. Darauf aufbauend untersucht der Artikel, wie institutionalisierte Emotionsprogramme in einer dezentralisierten Bewegung zur Herstellung von Ordnung wirken können.