Refugee Belonging: How Values and Value Consensus Between Refugees and German Citizens Are Associated with Feeling Welcome and Spending Time Together
Fuchs, Lukas M.; Scheve, Christian von – 2022
Dieser Artikel erweitert die Diskussion über soziale und kulturelle Faktoren für das Zugehörigkeitsgefühl von Flüchtlingen in der Aufnahmegesellschaft und bewertet demokratische, staatsbürgerliche und moralische Werte als Prädiktoren für Zugehörigkeit. Einerseits betrachtet die bestehende Forschung gemeinsame Werte zwischen Flüchtlingen und der Aufnahmegesellschaft als Kennzeichen der Integration. Aus dieser Perspektive werden gemeinsame Werte (oder Wertekonsens) als Prädiktoren für das Zugehörigkeitsgefühl der Flüchtlinge und die Bildung sozialer Bindungen mit den Bürgern des Aufnahmelandes angesehen. Andererseits werden Werte als Teil des kulturellen Kapitals der Flüchtlinge betrachtet. Aus dieser Perspektive können insbesondere liberale und bürgerliche Wertinhalte Zugehörigkeitsgefühle fördern, unabhängig davon, ob diese Werte von den Bürgern der Aufnahmegesellschaft weitgehend geteilt werden. In diesem Artikel werden diese gegensätzlichen Hypothesen anhand von Daten aus einem repräsentativen Panel von Flüchtlingen in Deutschland untersucht. Die Ergebnisse zeigen, dass Flüchtlinge, die liberale demokratische Werte vertreten, eher das Gefühl haben, in der Aufnahmegesellschaft willkommen zu sein. Wenn die Zugehörigkeit auch in Bezug auf die Zeit, die Flüchtlinge mit Bürgern des Aufnahmelandes verbringen, operationalisiert wird, gewinnen gemeinsame demokratische und säkulare Werte an Bedeutung. Schließlich deutet dieser Artikel darauf hin, dass die Auswirkung des Wertekonsenses auf das Willkommensgefühl von Flüchtlingen dadurch vermittelt wird, wie viel Zeit die Flüchtlinge mit den Bürgern des Aufnahmelandes verbringen. Zusammengenommen unterstreichen unsere Ergebnisse, dass im Kontext der internationalen Migration Werte ein wichtiges Merkmal der sozialen Integration sind, auch wenn dies nicht auf die populäre Forderung nach gemeinsamen Werten zwischen Einwanderern und Bürgern des Aufnahmelandes reduziert werden sollte.