Why functionalist accounts of emotion tend to be tenuous in social and cultural contexts. A commentary
Scheve, Christian von – 2022
Der vorliegende Beitrag enthält eine konstruktive Kritik an dem Vorschlag von Keltner und Kolleg*innen, die sozialfunktionalistische Theorie der Emotionen weiterzuentwickeln. Ich fasse zunächst kurz einige der wichtigsten Prämissen der sozialfunktionalistischen Theorie zusammen und gehe dann ausführlicher auf die vier Schlüsselprinzipien der Theorie ein, die das emotionale Erleben, die Kognition, den Ausdruck und die kulturelle Archivierung von Emotionen betreffen. Ich entwickle das Argument, dass die Verbindung zwischen Emotionen und den sechs von Keltner und Kolleg*innen hervorgehobenen Beziehungsbedürfnissen (Sicherheit, Bindung, Status, Vertrauen, Fairness und Zugehörigkeit) in verschiedenen kulturellen und historischen Kontexten unterschiedlich sein dürfte. Darüber hinaus schlage ich vor, dass die Praktiken und Darstellungen von Emotionen weder konsistent noch einheitlich sind. Stattdessen sind sie häufig mit strategischen Versuchen verbunden, relationale Emotionen für politische Zwecke zu erzeugen. Drittens argumentiere ich, dass die Frage, ob Emotionen für die soziale und kulturelle Welt funktional sind, eine Frage der Perspektive ist.