Kebabträume. Zur Möglichkeit geteilter Erfahrung im Kino
Lehmann, Hauke – 2022
Die beiden Konzepte »Migration« und »Medien«, deren komplexe Int erdepen- denzrelation dieser Sammelband kritisch reflektiert, werden allzu häufig in einer problematischen Weise aufeinander bezogen: Den medialen Produktionen wird eine mimetische Abbildfunktion zum sozialen bzw. politischen Geschehen unter- stellt , woraus sich sowohl ein theoretisches als auch ein politisches Problem ergibt. In einer solchen Sichtweise, so wird implizit behauptet, verhandelten sie direkt auf der Darstellungsebene Probleme des alltäglichen Zusammenlebens ih- res Publikums sowie Fragen von Zugehörigkeit und Identität. 1 Diese Behauptung ist nicht nur in filmtheoretischer, sondern auch in politischer Hinsicht problema- tisch, und zwar im Wesentlichen aus zwei Gründen: Zum einen w eil dieses Den- ken auf der Voraussetzung basiert, man könne die filmischen Figuren als unab- hängige Entitäten aus dem Bewegungsbild extrahieren und mit vorfilmischen Re- alitäten abgleichen – das ist das theoretische Problem. Es ist zum anderen proble- matisch, weil die Idee einer mimetischen Relation davon ausgeht, es gäbe ein ge- sichertes, nicht medial vermitteltes Wissen darüber, was die Realität der Migration sei – das ist das politische Problem