The power of (emotion) words: on the importance of emotions for social constructivist discourse analysis in IR
Koschut, Simon – 2018
Konstruktivistische Ansätze in den Internationalen Beziehungen (IB) betonen häufig die Bedeutung der Sprache für die Konstruktion von Realität, Identität und Machtbeziehungen. Dabei wird manchmal übersehen, dass die diskursive Machtausübung, zum Beispiel durch Statusdifferenzierung, in kollektiven Emotionen verwurzelt ist, die soziale Diskurse und Identitäten auf internationaler Ebene untermauern und reproduzieren. Es wird hier argumentiert, dass die Einbeziehung von Emotionen als zusätzliche Kategorie in die Analyse von Intersubjektivität weitere Fragen zulässt und dass die Bandbreite der Bedeutungen, die aus der Diskussion von Emotionen hervorgehen, in der konstruktivistischen Diskursanalyse zu oft übersehen wird. Zu diesem Zweck stellt dieser Artikel Bausteine für eine emotionsbasierte Diskursanalyse in den IB vor. Aufbauend auf der Prozesssoziologie wird gezeigt, wie bestimmte Emotionskategorien relationale Strukturen von Herrschaft und Widerstand verstärken, aber auch zur Transformation sozialer Hierarchien in der Weltpolitik führen können. Die theoretischen und konzeptionellen Annahmen werden anschließend anhand emotionsbasierter Machtfigurationen zwischen den EU-Mitgliedstaaten und den EU-Beitrittskandidaten empirisch illustriert. Abschließend fasst der Artikel die theoretischen Implikationen der Argumentation zusammen und liefert eine mögliche Forschungsagenda für die emotionsbasierte konstruktivistische Diskursanalyse.