Ernst-Reuter-Preis für Laibor Kalanga Moko
Unser Kollege Laibor Kalanga Moko wurde für seine Dissertation "Sensing the Colonial Order of Things: Maasai Materialities and Ethnographic Museums" (Betreuung: PD Dr. Paola Ivanov, Prof. Dr. Kai Kresse) mit dem diesjährigen Ernst-Reuter-Preis ausgezeichnet. Wir freuen uns sehr und gratulieren herzlich!
News vom 12.12.2024
Laibors Dissertation ist eine historisch-ethnographische Studie über die Sammlung des Ethnologischen Museums Berlin. Das Museum beherbergt unter anderem Objekte, die während der deutschen Kolonialherrschaft in Deutsch-Ostafrika, dem heutigen Tansania, Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts nach militärischen Auseinandersetzungen mit Maasai-Gemeinschaften nach Berlin gebracht wurden.
Die Studie verbindet auf innovative Weise Forschungsansätze aus der sozial- und kulturanthropologischen Erforschung materieller Kultur, der Dekolonialkritik und der sozial- und kulturwissenschaftlichen Erforschung von Affekten und Emotionen, um die eurozentrischen Vorannahmen aufzudecken, die die aktuellen Restitutionsdebatten in europäischen Museen - insbesondere in Deutschland im Kontext der Diskussionen um das Berliner Humboldt-Forum - prägen. Laibors zeigt, wie seine Maasai-Gesprächspartner die Sammlungsstücke nicht als „ethnographische Objekte" betrachten, die wissenschaftlich erforscht und entweder deutschen oder tansanischen Museen als Eigentum zugeschrieben werden. Vielmehr sind sie aus indigener Sicht untrennbare Teile des Körpers, in Maa imasaa, die eine eigene Handlungsfähigkeit und Subjektivität besitzen. Die koloniale Gewalt, mit der sie den Maasai entrissen wurden, hat ihre Spuren in diesen Objekten hinterlassen. Auf ihnen lastet eine besondere Macht, im Maa iloikop, die sowohl die Maasai als auch die Deutschen unglücklich macht - auch heute, in der Gegenwart.
Laibor Moko argumentiert, dass diese Maasai-Perspektive zu einer Verschiebung der Wahrnehmung dessen führt, was und wann Kolonialismus ist. Anstatt sich auf den Kolonialismus in der Vergangenheit zu konzentrieren, der bestenfalls aufgearbeitet werden kann, wird der Blick auf die Gegenwart gelenkt.
Der Ernst-Reuter-Preis wird von der Freien Universität Berlin seit 1985 jährlich an ihrem Gründungstag, dem 4. Dezember, verliehen und von der Ernst-Reuter-Gesellschaft der Freunde, Förderer und Ehemaligen der Freien Universität Berlin gestiftet. Mit diesem Preis werden junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Freien Universität Berlin für die besten Dissertationen ausgezeichnet. Die von einer Kommission ausgewählten Arbeiten werden mit jeweils 10.000,00 Euro prämiert.