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Plant intimacies: Proximity, Care and Violence

Plant Intimacies Program

Plant Intimacies Program

In der neueren sozialwissenschaftlichen Literatur über Pflanzen werden Liebe, Fürsorge, Gefühle und Emotionen hervorgehoben, die zwischen Pflanzen und ihren menschlichen Pflegern entstehen. Während dies manchmal wie eine Liebesgeschichte klingt, wurde auch viel über die Gewalt und das Töten geschrieben, die mit solchen intimen Beziehungen verbunden sind. In einem verwandten Forschungsstrang wird betont, dass viele Pflanzen heute nicht nur durch Überzüchtung und Monokulturen, sondern auch durch umherwandernde Schädlinge, Krankheitserreger und Pilze extrem verletzlich und vom Aussterben bedroht sind und ohne ständige menschliche Pflege und Arbeit nicht überleben könnten. All dies läuft wohl auf einen einfachen, aber provokanten Punkt hinaus: Anstatt die Beziehungen zwischen Mensch und Pflanze im Sinne der Evolution zu verstehen, sehen wir in Wirklichkeit eine "Involution" oder eine zunehmende Annäherung durch intime Aktivitäten, die das Zusammenwachsen von Mensch und Pflanze prägen (Hustak & Myers 2012).


Indem wir die Intimität des Menschen mit Pflanzen, die meist in der Erde verwurzelt sind, in den Vordergrund stellen, lenken wir auch die Aufmerksamkeit auf die Nähe und auf die konkreten Orte, an denen Pflanzen wachsen und kultiviert werden. Das können Felder, Parzellen, Töpfe, Fensterbänke, Straßenränder, aber auch Labore und Gewächshäuser sein. Die spezifischen affektiven Beziehungen, die sich zwischen Pflanzen und Menschen entwickeln, und die räumlichen Konstellationen ihrer Beziehungen sind oft mit historischen Begründungen, kulturellen Bindungen, ästhetischen Idealen und Erzählungen über Zugehörigkeit und Herkunft verbunden. Solche affektiven Beziehungen fließen auch in Neuerfindungen von Heimat, Staatsbürgerschaft und Mobilität ein. Das Nachdenken über Pflanzen, ihre Orte und ihre Intimitäten, ob erwünscht oder unerwünscht, trägt dazu bei, ausgetretene, aber weitgehend unerkannte Verbindungen und Beziehungen in den Vordergrund zu stellen. Und das wiederum könnte uns vielleicht erlauben, weniger vorhersehbare und weniger auf den Menschen bezogene Geschichten zu denken, zu pflanzen und zu erzählen.

Ausgehend von dieser fruchtbaren Grundlage möchte dieser Workshop die Idee der Intimität von Pflanzen kritisch hinterfragen und Formen von mehr als menschlicher Arbeit und Pflege an den Orten, an denen sie vorkommen, erkunden. Er fragt: Wo und was genau sind diese Intimitäten mit Pflanzen? Was bedeutet die Wahl einer derart affektiv aufgeladenen Sprache für unsere Theorie der bescheidenen, alltäglichen, oft kaum beachteten und im Allgemeinen erdgebundenen mehr-als-menschlichen Beziehungen? Ist es möglich, Bindung, Co-Abhängigkeit, Disziplin und relationales Werden aus solchen Blickwinkeln zu untersuchen? Und welche Lehren lassen sich aus solchen Perspektiven für die Bewältigung unserer planetarischen Umweltkrise ziehen?

Mehr Informationen und einen Link zum Programm findet ihr hier und hier.