Der Journalismus als Institution gerät in hybriden Mediensystemen zunehmend unter Druck. Verschiedene rechtsextreme Akteure nutzen Social-Media-Plattformen als wichtigen Schauplatz für die Anfechtung herkömmlicher Medien. Auf der Grundlage der Affekttheorie und des diskursiven Institutionalismus wird in diesem Artikel empirisch untersucht, wie journalistische Autorität während der rechtsextremen Ausschreitungen in der deutschen Stadt Chemnitz im Jahr 2018 auf Twitter in Frage gestellt wurde. Durch diese öffentlichen und vernetzten Auseinandersetzungen sehen wir die Entstehung von "affektiven Öffentlichkeiten", die sich um geteilte und konkurrierende Emotionen bilden. Mittels sozialer Netzwerkanalyse untersuchen wir die vernetzte Polarisierung rund um #Chemnitz. Durch eine eingehende Textanalyse entschlüsseln wir dann, wie rechtsextreme Akteure die etablierten Medien angreifen, indem sie strategisch mobilisieren und Empörung inszenieren. Auf der Grundlage unserer Ergebnisse schlagen wir vor, den Journalismus als eine affektive Institution zu verstehen, deren Autorität immer wieder angefochten wird, wenn affektive Öffentlichkeiten an Handlungsfähigkeit gewinnen. Ein solches Verständnis beinhaltet eine tiefgreifende Infragestellung des Begriffs der Objektivität, der für den Journalismus im 20. Jahrhundert konstitutiv war.