Die Covid-19-Pandemie hat eine neue Art der affektiven Erschöpfung hervorgebracht. Da sie gezwungen waren, zu Hause zu bleiben, ihre sozialen Kontakte einzuschränken und ihre alltägliche Mobilität zu reduzieren, erlebten viele Menschen Langeweile, Trägheit und existenzielle Unbeweglichkeit. Während sich die staatlich verordnete Pandemiepolitik rasch änderte, blieb das Alltagsleben seltsam unbeweglich. Ein Gefühl des Stillstands machte sich breit - als ob nicht nur das gesellschaftliche Leben, sondern die Zeit selbst zum Stillstand gekommen wäre. Gleichzeitig herrschte ein latentes Gefühl von Spannung und gesteigerter Aggressivität, das sich nicht nur in Protesten und Unruhen, sondern auch in der Struktur des Alltagslebens manifestierte. In diesem Beitrag argumentieren wir, dass beide Zustände - das Gefühl, festgefahren zu sein, und das Gefühl, dass diese vermeintliche Ruhe nichts anderes als die Ruhe vor dem Sturm ist - als affektiver Stillstand konzeptualisiert werden können. Durch eine Reartikulation des antiken Konzepts der Stase zeigen wir, dass diese beiden auf den ersten Blick unvereinbaren affektiven Zustände eng miteinander verwoben sind. Im Altgriechischen bedeutete der Begriff stasis "stehen, stehen, stehen". Er wurde in einer Vielzahl von Kontexten verwendet - Politik, Navigation, Sport, Rhetorik, Medizin und andere - und nahm verschiedene Bedeutungen an, die sich semantisch um zwei entgegengesetzte Pole gruppieren lassen: zum einen die völlige Abwesenheit von Bewegung und zum anderen ein Ereignis radikalen und oft gewaltsamen sozialen und politischen Wandels. Unter Rückgriff auf die Affekttheorie, die Phänomenologie und die altgriechische Semantik schlagen wir die affektive Stasis als neuen konzeptionellen Rahmen für die politische Phänomenologie vor.