Jüngste Fortschritte in der Staatsbürgerschafts- und Migrationsforschung haben gezeigt, dass es notwendig ist, die sozialen, politischen und rechtlichen Beziehungen von Nicht-Staatsbürgern zum Staat aus eigenem Recht zu untersuchen. Ein solches Umdenken erfordert zwangsläufig eine Analyse der Art und Weise, wie sowohl "Staatsbürgerschaft" als auch "der Staat" bei der Aushandlung von materiellen Rechten umgesetzt und ausgeübt werden. Diese Sonderausgabe geht einen unerforschten Weg, indem sie diese Wechselwirkungen zwischen "Staatsbürgerschaft" und "Staatlichkeit" im Bereich des Verfahrensrechts, der Verfahrensgarantien und der Wahrnehmung von Verfahrensgerechtigkeit durch eine Vielzahl von Akteuren untersucht. In den Beiträgen wird empirisch untersucht, wie Verfahrensregeln an verschiedenen Orten der Interaktion - von der Asylbestimmung und -entscheidung bis hin zu Einwanderungs- und Einwohnermeldeämtern - geltend gemacht, verändert, missachtet oder neu erfunden werden. Dieser interaktionistische Ansatz macht Verfahrensregeln nicht nur zu einem integralen Bestandteil der Kämpfe um Staatsbürgerschaft und beleuchtet so die Ko-Konstitution von Staat und Nicht-Staatsbürgerschaft, sondern unterstreicht auch die Bedeutung nuancierter Analysen des Zusammenhangs zwischen Verfahrens- und materiellen Rechten.