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Zwischen emotionalen Narrativen, Verantwortung und Deutungshoheit: Margreth Lünenborg über die Rolle von Emotionen im Journalismus

News vom 26.05.2025

Emotionale Narrative prägen nicht nur die öffentliche Debatte, sie intensivieren auch die Berichterstattung und schaffen eine stärkere Bindung zum Publikum. Im Interview mit dem Fachjournalist betont Kommunikationswissenschaftlerin Margreth Lünenborg, dass Emotionen eine unverzichtbare Rolle im Journalismus spielen – die sich nicht nur auf Boulevardformate beschränken.

Gerade in Zeiten multipler Krisen dominieren Gefühle wie Angst oder Unsicherheit, gleichzeitig können Medien Empathie, Mitgefühl und Solidarität fördern – etwa bei kollektiven Trauerereignissen. Lünenborg unterstreicht: Emotionen stehen nicht im Widerspruch zur Rationalität, sondern helfen, Fakten einzuordnen und gesellschaftlich wirksam zu machen.

Gleichzeitig bergen emotional aufgeladene Inhalte Risiken: Sie können zur Polarisierung beitragen, wie etwa in der gegenwärtigen Migrationsdebatte, und sich von faktenbasiertem Journalismus entkoppeln. Im digitalen Raum entscheidet häufig emotionale Ansprache über Sichtbarkeit – eine Herausforderung im Kampf um die Deutungshoheit. Lünenborg fordert daher Strategien jenseits von Clickbaiting und mehr Reflexion im journalistischen Selbstverständnis: Journalist:innen sollten sich der Wirkung emotionaler Inhalte bewusst sein und Verantwortung für deren Einsatz übernehmen. In der Ausbildung fehle es bislang an systematischer Auseinandersetzung mit Emotionen als professioneller Ressource. Eine reflektierte Integration von Emotionalität sei essenziell für zukunftsfähigen Journalismus.

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