Der Soziologe Christian von Scheve erläutert, warum Scham mehr ist als ein persönliches Unbehagen: Sie wirkt als unsichtbares Band sozialer Ordnung – und zugleich als politisches Machtinstrument. Er beschreibt, wie Schamgrenzen sich mit gesellschaftlichem Wandel verschieben, welche Gefahren in der öffentlichen Beschämung liegen und wie Scham zur Quelle von Empathie und Solidarität werden kann. „Keine Gesellschaft kommt ohne soziale Normen aus, und keine soziale Norm kommt ohne Sanktionen aus. Scham und Beschämung sind dabei besonders wirksame Sanktionsinstrumente“, so von Scheve.