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Der SFB 1171 "Affective Societies: Dynamiken des Zusammenlebens in bewegten Welten" geht in die dritte Laufzeit!

DFG verlängert Förderung für Sonderforschungsbereich 1171 „Affective Societies: Dynamiken des Zusammenlebens in bewegten Welten“ für weitere vier Jahre.

News vom 23.05.2023

Es ist offiziell: der SFB "Affective Societies - Dynamiken des Zusammenlebens in bewegten Welten" geht in die dritte Laufzeit! 

In der kommenden Förderperiode werden Fragen nach den künftigen Formen des Zusammenlebens und ihrer sich verschärfenden Konflikte im Vordergrund stehen: Auf welche Art und Weise gestalten divergierende Affizierungsweisen und Emotionsrepertoires gesellschaftliches Zusammenleben? Wo und auf welche Weise werden Affekte und Emotionen selbst zum Gegenstand von Auseinandersetzungen über die Entwürfe der Zukunft gegenwärtiger Gesellschaften?

Unser Anspruch: Affekte und Emotionen sind keine randständigen Phänomene, vielmehr gilt es im Hinblick auf die Herausforderungen zukünftiger ökologischer und (geo-)politischer Krisen die soziale, emotionale und affektive Verfasstheit unseres Zusammenlebens weiter zu erforschen.

Wir freuen uns auf weitere vier Jahre Zusammenarbeit und die (abschließende :-) Etablierung der Berliner Schule der Affekt- und Emotionsforschung.


PRESSEMITTEILUNG FU BERLIN

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert den Sonderforschungsbereich (SFB) 1171 „Affective Societies: Dynamiken des Zusammenlebens in bewegten Welten“ für weitere vier Jahre. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus insgesamt neun Disziplinen der Sozial-, Geistes- und Kulturwissenschaften setzen sich mit Affekten und Emotionen als grundlegende Momente des Sozialen auseinander. Sie betrachten diese als wesentliche Faktoren des Zusammenlebens in Gesellschaften des 21. Jahrhunderts. Der Sozial- und Kulturanthropologe der Freien Universität Berlin und Sprecher des SFB 1171, Prof. Dr. Hansjörg Dilger, betont die hohe wissenschaftliche und gesellschaftliche Bedeutung dieser Themen: „In der dritten Förderperiode wollen wir nicht nur die zentrale Rolle von Affekten und Emotionen für die Auseinandersetzung um Lebensformen, Selbstverständnisse und gesellschaftliche Institutionen untersuchen. Auch wollen wir aus interdisziplinärer Perspektive erforschen, wie Affekte und Emotionen selbst zur Streitsache in Konflikten um das gegenwärtige und zukünftige Zusammenleben werden.“ Am SFB 1171 beteiligt sind in der dritten Laufzeit neben der Freien Universität, der Charité – Universitätsmedizin Berlin und den Staatlichen Museen zu Berlin die Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und die Zeppelin Universität Friedrichshafen.

In seiner ersten Förderphase (2015-2019) hat der Verbund in grundlagentheoretischer Arbeit ein neues Verständnis von Affekten und Emotionen als relationales Bezugsgeschehen entwickelt. Aufbauend auf diesem Theorieansatz haben die Teilprojekte des Verbundes emotionale und affektive Prozesse in Kernbereichen des gesellschaftlichen Miteinanders analysiert: in sozialen Beziehungen; in Sprache und Diskurs; in Medien und Öffentlichkeit; in der Kunst; und schließlich im Politischen und dessen Konstellationen von Macht, Interessen, Partizipation und Konflikt. Seit Beginn der zweiten Laufzeit (2019-2023) standen transnationale Mobilitäten, Entgrenzungen und damit einhergehende gesellschaftliche Veränderungen im Fokus der Aufmerksamkeit. Die Wissenschaftler*innen des SFB erforschten, welche Affekte und Emotionen mit sozialen und kulturellen Heterogenitäten, Machtdifferenzen und strukturellen Ungleichheiten verbunden sind und den Wandel gesellschaftlicher Institutionen sowie die Transformation von Öffentlichkeit bewirken. Konkret widmete sich ein Teilprojekt des SFB 1171 dem Thema „Gefühlsbildungen im vietnamesischen Berlin“. Ein Teilprojekt untersuchte „Theater als affizierende und affizierte Institution“, in einem weiteren ging es um „Journalismus und seine Ordnung der Emotionen“.

Aufbauend auf den bisherigen Ansätzen und Ergebnissen untersucht der SFB in seiner dritten Laufzeit (2023-2027) die zentrale Bedeutung von Affekten und Emotionen für gegenwärtige Konflikte um das Zusammenleben. Ziel ist die Erarbeitung eines vertieften Verständnisses der affektiven und emotionalen Dynamiken im gesellschaftlichen Ringen um Orientierungen, Lebensentwürfe und Identitäten vor dem Hintergrund verschärfter ökologischer und (geo-)politischer Krisen sowie der Herausforderungen von kultureller Vielfalt und Mobilität als integrales Moment gegenwärtiger Gesellschaften. In den Fokus der Untersuchungen rückt die Frage, wie Affekte und Emotionen selbst in gesellschaftlichen Auseinandersetzungen um das Zusammenleben umkämpft sind und wie diese Dynamik mit der Tendenz zu einer gesteigerten emotionalen Reflexivität gegenwärtiger Gesellschaften verbunden ist. Zwei Teilprojekte befassen sich mit verschiedenen Facetten der affektiv aufgeladenen Auseinandersetzung um die Zukunft ethnographischer Sammlungen zwischen Deutschland und Tansania aus dekolonialer Perspektive. Ein weiteres Teilprojekt untersucht, wie Gefühle einer postmigrantischen Gesellschaft in Literatur und Theater verhandelt werden, während ein drittes Teilprojekt „Dynamiken des Ungefühlten“ mit Blick auf die affektive Vernachlässigung oder gar Leugnung der gegenwärtigen Klimakrise fokussiert.

Insgesamt werden in der dritten und letzten Laufzeit des SFB 1171 zwölf Forschungsprojekte durchgeführt, darunter vier neu beantragte Projekte. Im besonderen Fokus steht, die gewonnenen Erkenntnisse abschließend in den neu geschaffenen Themenbereichen Mobilisieren, Aushandeln und Abwehren zu reflektieren und der außeruniversitären Öffentlichkeit durch innovative Formate zugänglich zu machen. (cxm)

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