Neue Publikation: Meike Haken über populär-kulturelle Wissenschaftskommunikation
In ihrem aktuellen Beitrag „Popular-Cultural Science Communication and Empirical Theory of Science“ (Historical Social Research / Historische Sozialforschung) setzt sich Meike Haken (TP Ö: Projektbiographien – Affective Archive) mit der sich wandelnden Landschaft der Wissenschaftskommunikation auseinander. Sie schlägt den Begriff „populär-kulturelle Wissenschaftskommunikation“ als treffendere Bezeichnung für neuere Formate wie Podcasts, Blogs oder Comics vor, die sich zwischen Wissenschaft und Populärkultur bewegen – ohne dabei notwendigerweise an Seriosität zu verlieren.
News vom 28.07.2025
Haken analysiert, wie sich durch diese neuen Kommunikationsformen die klassischen Grenzen zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit auflösen. Zugleich zeigt sie, wie diese Formate dennoch wissenschaftlichen Ansprüchen genügen können – vorausgesetzt, sie integrieren die methodologischen Standards des wissenschaftlichen Feldes. In diesem Zusammenhang führt sie das Konzept der „doppelten Reflexivität“ ein: Wissenschaftliche Inhalte müssen nicht nur auf validen Methoden beruhen, sondern auch ihre populär-kulturelle Vermittlung selbst muss methodisch reflektiert und transparent gestaltet sein.
Als empirisches Beispiel dient das Projekt „Projektbiografien“ aus dem SFB „Affective Societies“. Hier wurden etwa Scrollytelling-Formate und Graphic Novels entwickelt, um komplexe interdisziplinäre Forschung sichtbar und zugänglich zu machen – ohne auf analytische Tiefe zu verzichten. Integrierte Materialien wie Feldnotizen, Interviews oder Audiosequenzen dienen dabei zugleich als Erkenntnisquelle und als Qualitätsmerkmal wissenschaftlicher Arbeit.
Haken argumentiert, dass populär-kulturelle Formate keineswegs Ausdruck „geringer Bildung“ seien, sondern vielmehr „weit verbreitet zugänglich, ästhetisch vermittelt und kreativ gestaltet“. Sie tragen dazu bei, zwischen „echtem“ wissenschaftlichen Wissen und sogenanntem „alternativen Faktenwissen“ zu unterscheiden – und damit auch zur Refiguration wissenschaftlicher Autorität in einer mediatisierten Gesellschaft.