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Warum brauchen wir die Sozial- und Geisteswissenschaften – gerade jetzt?

Diese Frage stellt der Artikel „„Wir haben Pionierarbeit geleistet“ – Der Bestand des Instituts für Sozial- und Kulturanthropologie der FU Berlin ist bedroht (Berliner Zeitung, 17.07.2025, Autor: Torsten Harmsen). Unser Kollege Prof. Dr. Hansjörg Dilger gibt in einem Interview Antworten darauf.

News vom 21.07.2025

Im Zentrum steht die drohende strukturelle Kürzung von zehn Prozent an den Berliner Universitäten. Auch das Institut für Sozial- und Kulturanthropologie an der Freien Universität Berlin, eines der Partnerinstitute des SFB „Affective Societies“, ist in seiner Existenz gefährdet. 

Nach einem aktuellen Vorschlag soll eine von drei Professuren am Institut wegfallen. Das würde das Institut in seiner derzeitigen Struktur massiv beeinträchtigen. Eines der beiden sehr nachgefragten Studienprogramme (Bachelor und Master) müsste dann ausgestrichen werden. „Das hätte gravierende Auswirkungen auf die Ausbildung von Anthropologiestudierenden in ganz Deutschland“, sagt Prof. Hansjörg Dilger, Sprecher des SFB „Affective Societies“ und stellvertretender geschäftsführender Direktor des Instituts.

Hansjörg Dilger warnt im Gespräch mit der „Berliner Zeitung“ eindringlich vor den langfristigen Folgen: die Gesellschaft braucht Hochschulabsolvent*innen, die sich in fremde Lebenswelten hineindenken, die Perspektive wechseln und komplexe Situationen analysieren können: „Als kulturelle Übersetzer*innen und Vermittler*innen zwischen oft sehr gegensätzlichen Lebenszusammenhängen sind Kultur- und Sozialanthropolog*innen zudem unverzichtbar für die aktive Aushandlung eines gesellschaftlichen Zusammenlebens, in dem auch marginalisierte Gruppen ihren Platz und ihre Stimme haben.“

Das Institut sei nicht nur eng mit zahlreichen internationalen Forschungszusammenhängen vernetzt, sondern habe auch Projekte wie den SFB „Affective Societies“ entscheidend geprägt bzw. mit-initiiert, betont Dilger. Seit 2015 seien rund 30 Millionen Euro an Drittmitteln eingeworben worden – für Forschungen, die sich unter anderem mit Rassismus, Ausgrenzung, Migration, Gesundheit und Erinnerungskultur beschäftigen.

Besonders aktuell sei die affekttheoretische Perspektive des SFB:

„In Zeiten der zunehmenden Bedeutung von sozialen Medien und Populismus scheinen Affekte und Emotionen in immer stärkerem Maße das gesellschaftliche Zusammenleben und auch die Politik zu prägen“.

Die angekündigten Kürzungen würden damit nicht nur wertvolle Forschungsinfrastruktur zerstören, sondern auch das gesellschaftliche Wissen gefährden, das in einer zunehmend polarisierten Welt nötiger ist denn je.

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